Deutscher Meister Langdistanz - Mein Tag als Rookie beim Ironman Hamburg
31.07.2018
Vor zwei Monaten war die Idee beim Ironman in Hamburg zu starten geboren, nachdem ich immer mehr schmerz- und symptomfrei nach meiner Schambeinentzündung das Lauftraining absolvieren konnte. Warum gleich einen Ironman?
Für meinen Trainer Philipp Seipp und mich stand fest, dass wir erst einmal stabil laufen wollten, bevor es in die Geschwindigkeiten geht. Aufgrund meiner gesammelten Kilometer in den vergangenen Jahren wussten wir, dass eine ca. 4Min/km Pace über den Marathon, bei guter Verpflegung und gutem Pacing möglich sei.
Am Sonntagmorgen, den 29.07.18 fiel mir das Aufstehen um drei Uhr morgens nicht wirklich schwer. Das Carboloading funktionierte die Tage davor sehr gut und die Speicher waren voll.
Zum Glück sind wir sehr früh zum Check-In in die Wechselzone gefahren, denn ich musste feststellen, dass mein Hinterrad durch die hohen Temperaturen und den starken Temperaturabfall durch den Regenschauer einen Schaden erlitt. Wir mussten also eine Stunde vor dem Start noch ein neues Hinterrad besorgen. Vielen Dank an dieser Stelle an den besten Moderator Till Schenk für sein Hinterrad, die schnelle Montage von Philipp und an Ironman Hamburg für den Access und Support.
Swim Cancelled: Die wochenlange Hitze hat eine sehr hohe Blaualgenbelastung in der Alster mit sich gezogen. Kurzerhand hieß das für alle Teilnehmer, mit einem 6 km-Auftaktlauf wird der Ironman als Duathlon gestartet. Grundsätzlich habe ich gute Erfahrungen mit Duathlonrennen gemacht, dennoch wäre mir ein normaler Ironman lieber gewesen, da fast 50 km laufen an einem Tag eine sehr hohe Belastung für das Schambein bedeutete.
Viele meiner Mitstreiter dachten, dass ich die ersten 6 km schon ein ordentliches Zeichen setze würde, aber ich ging, wie mit meinem Trainer Philipp besprochen, taktisch vor. Der erste Lauf war für mich recht entspannt und ich beobachtete das Geschehen etwas von hinten.
Beim Radfahren, dann die nächste Panne: Ich verlor gleich nach ca. 7 km bei der Kopfsteinpflasterpassage meine Flasche mit meiner Energie für die ganzen 180 km Rad. Somit bin ich meine erste Langdistanz mal eben 180km „Low Carb“ gefahren. Bei den Verpflegungsstationen versuchte ich alles zu nehmen, was ich greifen konnte, aber für vier Stunden Rad war das als einzige Verpflegung etwas zu wenig. Ich empfand die ersten 90 km auf dem Rad zwar etwas unrhythmisch, aber auch nicht so anspruchsvoll. Die ersten 45 km hatte ich auch keine richtige Kontrolle über meine Wattleistung, da der Messer erst nach dem Wendepunkt funktionierte. Auf der zweiten Radrunde wurde die große Gruppe von ca. 14 Athleten immer kleiner und bei Kilometer 130 attackierten Markus Liebelt, Bart Aernoult und James Cunnama. Ich versuchte über ein paar Minuten die Lücke zu schließen, mussten den Versuch dann aber begraben. Joe Skipper, Tim Don und Jesper Svenson überholten und ich fuhr mein eigenes Tempo weiter. Die letzte Stunde merkte ich enorm, dass ich durch den Flaschenverlust keine Energie richtig zugeführt hatte. Ich verlor zwar 6 Minuten auf den letzten 40 km, aber da ja ein Marathon lang ist und ich mich nicht völlig zerstören wollte, blieb ich locker.
Beim zweiten Wechsel wunderten sich viele, dass ich eine Blackroll zur Manipulation der Wirbelsäule nutze. Ich empfand das als sehr angenehm, da 4 Stunden in der Aeroposition schon mal ein paar Blockaden in den Rücken treiben können. Außerdem dachte ich mir, für den Marathon kann es nicht schaden, wenn wieder alles raus aus dem Rücken ist.
Beim Laufen hatte ich sofort wieder meine Wettkampfverpflegung und habe sofort einen Energieschub gemerkt. Fast schon spielend leicht bin ich losgelaufen und selbst mit angezogener Handbremse waren die ersten Kilometer kaum langsamer als 3:35 Min/km. Ich fand dann schließlich mein Race-Tempo und konnte das auch bis zum Halbmarathon ganz gut laufen. Dennoch merkte mein Körper, dass beim Radpart die Verpflegung fehlte und ich diese beim Laufen nicht mehr so richtig kompensieren konnte. Zudem fingen meine Oberschenkel immer mehr an zu schmerzen. Zum Glück erging es nicht nur mir so und ich lief auf den 5. Platz am Rathausplatz in Hamburg über die Ziellinie.
Außerdem wurde ich mit dem Deutschen Meistertitel über die Langdistanz belohnt.
Ich bedanke mich bei allen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. In erster Linie Mister ALLROUNDER mein Trainer Philipp Seipp, meine Freundin (die meine Anspannung und Launen in den letzten Wochen verkraften musste), meine Freunde, Familie und ohne meine Partner wäre dieser Erfolg auch nicht möglich.
Jetzt heißt es erst einmal Beine hoch und entspannen bevor es ins Trainingslager nach St. Moritz geht.
Mit sportlichen Grüßen
Franz